Über Herbert Janata, den Leader der legendären Worried Men Skiffle Group
< Seite 1                                         von Gotthard Fellerer - aus BravDa, 2007/3 - Seite 2 von 2                                         HOME >
spielenden Hermann Düll, dem späteren Washboarder der Worried Men, bei Sessions auch Bassist (ich erinnere mich an einen Abend, als er bei einer Session mit dem Bass im wahrsten Sinn des Wortes abrollte), machte er per Autostopp ganz Europa unsicher und viele der Mädchenherzen schmolzen, wenn beide in Jugendherbergen (nicht "Herberten") aufspielten.
Bis 1960 hatten sie so viele Songs in ihrem Kasten, dass sie an die Gründung einer eigenen Band dachten. Da kam ihnen die Begegnung mit dem Bluesspezialisten Gerhard Richter sehr gelegen, denn auch er hatte, mit ähnlichem Repertoire, dieselbe Absicht.
  Die Geburtsstunde der Worried Men schlug, als sie mit Gleichgesinnten noch am selben Abend im damaligen Lokal "Twen" auftraten. Ab diesem Zeitpunkt waren Proben und gemeinsames Auftreten angesagt, und viele Bekanntschaften sprossen.
  So lauschte bei einem Gartenfest an der alten Donau verzückt ein hübsches Mädchen den Klängen der Worried Men Skiffle Group samt dem gezielten "Schalmeien" von Herbert Janata. Knapp nach einem Jahr machte sie ihn zum Vater seines Erstgeborenen.
  So schön war sein Gesang!
Bei vielen kleineren und größeren Festeln deponierten ab nun die Worried Men Skiffle Group," the damn' best dance band in town" die reichen Effekte ihrer Sanges- und Spielfreude, und ihr erste Fernsehauftritt in der Show"Junge Leute von heute" wurde zum Stolz der vereinten Elternschaft.
1966 stieß der virtuose Banjospieler Felix Possak, jetzt gefragter Entertainer und Musiker in Kanada, zu ihnen und faszinierte immer wieder durch seine Tri- und Kapriolen, nach denen sich alle zu richten hatten. Den wirklich ersten großen Erfolg konnten sie 1966 beim Wiener Folkfestival auf dem Wiener Leopoldsberg einfahren. Sie gewannen vor Tausenden begeisterten Besuchern den 1. Preis.
Da gab es ein ordentliches Rauschen im Blätterwald, und die Worried Men Skiffle Group mit Herbert Janata als Leader war schon ab diesem Zeitpunkt das Gegenteil der "elektrischen Flüsterpartien". Sie spielten immer "unplugged". In Frack und Zylinder wurden sie unverwechselbar. Herbert Janata arbeitete damals im Musikhaus Bauer, Wien, in der Mariahilferstraße, gut bekannt in der Musikbranche - man konnte dort alles ausprobieren und bespielen.
Als ich eines Tages bei ihm Banjosaiten kaufte, heuerte er mich mit der Suggestivfrage: "Können'S Banjo spielen, und was sonst noch?" als "Jumbo" in das Riverboat der Worried Men.



Die Worried Men Skiffle Group 1999, Herbert Janata
Die Worried Men Skiffle Group 1999, Herbert JanataHerbert Janata
Herbert Janata
Er lud mich zur Probe in die Nibelungengasse, wo Gerhard Richter residierte, ein. Es war Sympathie auf den ersten Ton. So wurde ich, nach dem Abgang von Felix Possak, der hoffnungsfroh nach Kanada entfleuchte, auf das Zutun Herbert Janatas hin, in den honorigen Verein der Worried Men Skiffle Group aufgenommen. Auf die Aufforderung: "Jetzt brauchst a würdige Bekleidung!", ging ich sofort in die Wiener Judengasse und erwarb in einem empfohlenen Laden einen Second-Hand Gehrock samt abgewetzten Zylinder.
Nach der Rundfunkreform waren wir Worried Men im Okt. 1967 die ersten Gäste der neu etablierten Jugendredaktion, die in einem überaus provisorischen Gebäude (einer einstöckigen Bauhütte) in der Argentini- erstraße residierte. Einige Skiffle Songs wurden damals eingespielt, die dann von André Heller in der "Music Box", jenem Programm, das von damals von allen Jungen und Junggebliebenen mit Enthusiasmus gefeiert, präsentiert wurden. In dieser Jugendredaktion wurde eigentlich österreichische Musik- und Rundfunkgeschichte geschrieben, denn hier wurden sowohl der Austro-Pop wie auch die Dialektwelle geboren. In diesem Zusammenhang kann man mit Fug und Recht die Worried Men Skiffle Group als die Begründer der österreichischen Dialektwelle nennen, denn auf Anregung des Literaturfachmannes der Jugendredaktion, Alfred Treiber, wurde der Song "Glaubst i bin bleed?" (Text Conrad Bayer) produziert. Auch der unvergesslichen Eva Maria Kaiser ("Gut aufgelegt" - erinnern Sie sich noch?) sei hier gedacht, denn auch sie war ein echter Fan der Worried Men Skiffle Group, die uns sehr förderte. 1967 agierten wir Worried Men in einem Weihnachtsfilm von Helmuth Voitl gemeinsam mit Hans-Joachim Kulenkampff, dem Startenor Giuseppe di Stefano, Dagmar Koller, Fritz Eckhart und der Murtalbahn. Von da an verbrachte Herbert Janata fast jeden seiner freien Tage in Murau und entdeckte dort auch seine spätere Frau Johanna, mit der er, nach seiner Scheidung, nun schon 26 Jahre verheiratet ist.
Zwei Jahre später, also 1970, als ich aus zeitökonomischen Gründen nicht mehr dabei war, präsentierte Peter Lodinsky die Worried Men Skiffle Group in seiner Show. Das war damals, so hatte es den Anschein, der Durchbruch: Plattenvertrag, Engagements aller Art, Fernsehauftritte, an der Spitze der Charts, und Herbert Janata begann auf Anregung von Herbert Fechter, damals Redakteur der TV-Show "Kontakte", nun selbst Lieder zu texten. Am 7. November 1979 durfte Herbert Janata in Dietmar Schönherrs Show "Wünsch Dir was" dreißig Millionen Zusehern sagen "Der Mensch is a Sau!" (mit hochdeutschen Untertiteln).


Herbert Janata und seine Frau Johanna
Herbert Janata und seine Frau Johanna

Herbert Janata vor den hängenden Gärten von Donnerskirchen
Herbert Janata vor den hängenden Gärten von Donnerskirchen
Das Echo war dementsprechend - die Worried Men boomten. Seit dieser Zeit wurden viele Lieder vom Ex- Pfadfinder Herbert Janata geschrieben. Dennoch wird man kaum eines in Pfadfinderliederbüchern finden. Der größte Wurf mit dem er zielgenau traf, war das Lied "I wü oba i drau mi net!", und dieses fand in vielen, vielen zaghaften Brüsten reichen Widerhall - ein wirklicher Hit war geboren.
Anfang der Siebziger Jahre konnte er zahlreiche seiner Kreationen auf Tonträger bannen. So sicherten ihm die Tantiemen von "I bin a Wunda" (Text Friedrich Achleit- ner), "Da schenste Mann von Wien", den Gerhard Richter überzeugend intonierte, "Oba mi loss bitte heit in Ruah!" und einige mehr, ein etwas leichteres Leben und einige Tage Urlaub im individuellen Paradies.
1974 übersiedelte Herbert Janata von Wien nach Donnerskirchen und schuf sich in dem alten Winzer- haus einen beschaulichen Mikrokosmos. Er legte Terrassen an, auf denen er auch heute noch Kräuter sowohl pflanzt wie auch erntet, und schon bald war sein Haus ein "Open Folk House". Jedes dritte Wochenende traf sich ein guter Teil der damaligen Folk- und Liedermacherszene vor seiner Scheune. So an die hundert Gäste saßen um das gemeinsame Feuer und sangen was ihnen so einfiel. Außer den Worried Men waren die Milestones, die Schmetterlinge, Erich Demmer, Peter Cornelius, Turning Point, Bluespumpn, Ernst Pozar, die Blue Grass Specials, Michael Frank, Reinhart Liebe, Misthaufn, Peter Ratzenbeck und, und, und ... dabei. Eine Attraktion war auch das "Worried Men Museum", das er in seiner Scheune einrichtete.
Allerdings war es zu "worried" und nicht ganz wetterfest. Schnee, Hagel und Schlagregen, ein undichtes Dach und Mausfraß ruinierten allmählich den dokumentarischen Schatz, und im selben Zeitraum vertilgte die Zeit die alten Magnetbänder am Dachboden.
Einen Artikel aus dem Jahre 1966 durfte ich unversehrt aus dem ehemaligen Worried Men Museum mitnehmen- "Mit Besenstiel und Rumpel - in Wien gibt es eine originelle Skiffle Group", lautet die Überschrift, welche ein "österreichisches Unikum" im Lokal "Riverboat" ankündigte: Die Worried Men Skiffle Group.
Herbert Janatas seinerzeitige Murau-Episode schlug nicht nur Wurzeln, sondern trug üppige Früchte und pflanzte sich auch in einem Lied fort, das er schrieb: "Ich mach Urlaub in Murau" das, von "Janata Plus und dem Murauer Schilehrer Chor" gesungen, vom örtlichen Kulturverein als Single produziert wurde, und heute noch nicht nur die Spatzen von Murau vom Dach tirillieren. Herbert Janata ist ein offener Mensch mit trockenem Humor, hat Menschen gern und hat viele Freunde in Donnerskirchen. So schrieb er nach anstrengender Gartenarbeit sein Lieblingslied: "Meine Freind san de Bauern". In Mörbisch lernte er den Mundartdichter und Wirten Walter Eselböck kennen und fand in ihm einen Seelenverwandten. Aus dieser Freundschaft heraus entstanden viele gemeinsame Liedschöpfungen, die Janata zuerst mit seiner damaligen Partnerin unter "Da Janata und sei Freundin" intonierte und später auf einer LP, mit der burgenländischen Gruppe "Gmoatrommler" produzierte.
Wie in Österreich üblich, kann man aber im künstlerischen Bereich nur selten gut von Erfolgen leben. So ging Herbert Janata, wie alle Worried Men auch einem geordneten Beruf nach. Janata war Verkäufer, dann Inhaber eines eigenen Musikgeschäftes und zuletzt handelte er als Weinkenner und -liebhaber mit Wein.
Musik und das Singen waren aber und sind stets mehr als nur Hobbies geblieben, die sein Leben erfüllen. Sie sind Leidenschaft. Jetzt, angelangt im bunten Herbst seines Lebens, haben nur noch sie Platz und nun ist er Fulltime-Musikant der nahezu täglich neue Songs einstudiert. Er musiziert mit wem er kann und will - wenn es sein muss, dann rund um die Uhr. Aber eines ist Herbert Janata sicher geblieben: am Boden - und dies trotz seiner vielen Erfolge.
Eigentlich ist er so etwas wie eine Wiener Legende, die sich nach Donnerskirchen zurückgezogen hat, ihren Mythos pflegt, Kräuter gießt, SINGT und SPIELT ... und sein Nasi Goreng verdient mehr als nur einen Grammy

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